PostGIS Tutorial

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PostGIS Tutorial (Grundlagen)

PostGIS Tutorial img 0.jpg

Version 2/2006
Uwe Dalluege
HCU Hamburg
Dept. Geomatik


Autor:
Dipl.-Ing. Uwe Dalluege
HafenCity Universität Hamburg
Department Geomatik
Hebebrandstr. 1
22297 Hamburg
E-Mail: uwe.dalluege@rzcn.haw-hamburg.de


Nutzungsbedingungen:
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt und wird unter der GNU Free Documentation License freigegeben
(http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt).


Mit freundlicher Unterstützung von (in alphabetischer Reihenfolge):
Dipl.-Ing. Jürgen Faber
Dipl.-Ing. Kay Zobel


HCU Hamburg, Dept. Geomatik


Bevor die Post abgeht

PostGIS erweitert das objektrelationale Datenbankmanagementsystem PostgreSQL um GIS-Funktionalitäten, die der OpenGIS Spezifikation „OpenGIS Simple Features Specification For SQL“ folgen. PostGIS wurde von der kanadischen Firma Refractions Research entwickelt und unterliegt der GNU General Public License. Es gibt über 200 Funktionen, mit denen man z.B. räumliche Analysen durchführen oder Geometrie-Objekte bearbeiten und manipulieren kann.

Die besonderen Merkmale von PostGIS sind:

Um die Funktionalität von PostGIS besser demonstrieren zu können, werden hier das Tool pgAdmin III und das Programm OpenJUMP verwendet. Mit pgAdmin III kann man unter anderem eine Verbindung zum Datenbankserver aufbauen, Datenbanken verwalten, Tabellen darstellen oder auch SQL-Anweisungen ausführen. OpenJUMP ist ein Geoinformationssystem, mit dem man unter anderem auch PostGIS-Tabellen darstellen kann. Eine Beschreibung zu OpenJUMP und PostGIS-Anbindung finden Sie in dem OpenJUMP Tutorial (Grundlagen) in Kapitel 10.

Dieses Tutorial setzt Grundkenntnisse in SQL und OpenJUMP voraus!

Die pgAdmin III Oberfläche

Verbindung zum Datenbankserver aufbauen

Bevor wir mit PostGIS arbeiten können, müssen wir eine Verbindung zum Datenbankserver (kurz Server) aufbauen. Dazu müssen folgende Informationen bekannt sein:

  • der Name (Address; hier tarzan) oder die IP-Adresse des Datenbankservers
  • die Portnummer, unter der PostgreSQL angesprochen wird (Port; hier 5432)
  • der Datenbankname (Maintenance DB; hier db_s1234567)
  • der Benutzername (Username; hier s1234567)
  • das Benutzerpasswort (Password)

Nach dem Start von pgAdmin III klicken Sie auf den Stecker-Knopf (Add a connection to a server) und stellen eine Verbindung zum Server her.

Add a connection to a server

Die Baumstruktur

Im linken Fenster des pgAdmin Tools wird die Baumstruktur der Datenbankserver dargestellt. In der unteren Abbildung wurde nur die Verbindung zu einem Server aufgebaut (PostGIS-Server). Unterhalb der Serverebene befindet sich die Datenbankebene (Databases). In unserem Beispiel befinden sich sieben Datenbanken, wobei wir mit der Datenbank db_s1234567 arbeiten wollen. Unterhalb der Datenbank (hier db_s1234567) befinden sich vier Ebenen mit den Bezeichnungen Casts, Languages, Schemas und Replication. Hier wird nur die Ebene Schemas beschrieben, weil sich dort unter der Ebene public unsere Tabellen (Tables) verbergen, mit denen wir arbeiten wollen.

Die Tabellen befinden sich unter dem Schema public

Unter Tables findet man die eigenen Tabellen und zwei Systemtabellen von PostGIS mit den Namen geometry_columns und spatial_ref_sys.

In der Tabelle geometry_columns werden die Tabellen verwaltet, die mit Hilfe von PostGIS-Funktionen erstellt wurden. In der Tabelle spatial_ref_sys stehen Projektionsparameter für die Transformation der Geometrien.

Das SQL-Fenster (Query Tool)

SQL-Anweisungen werden in einem separaten Fenster (Query Tool) eingegeben, das über Tools>Querytool oder mit PgAdmin SQL Query Icon aufgerufen wird. Das Fenster teilt sich in ein EDITOR-Fenster (oberer Bereich) und ein Informationsfenster auf. Im EDITOR-Fenster können SQL-Anweisungen eingegeben, korrigiert und gespeichert werden. Im Informationsfenster stehen die Ergebnisse der Anfrage an die Datenbank. Es können ein oder mehrere SQL-Anweisungen eingegeben werden, die mit Query>Execute oder über bbbbb ausgeführt werden. Alle Eingaben können über File>Save as... in eine Datei gespeichert werden und mit File>Open geladen werden.

SELECT-Anfrage mit Ergebnis

Funktionen zur Dateneingabe

Mit Hilfe der PostGIS Funktionen können Geometrien erzeugt und auf bestehende Geometrien Analysen durchgeführt werden. Viele Funktionen basieren auf den OpenGIS Spezifikationen die im OpenGIS-Dokument „OpenGIS Simple Features Specification For SQL“ beschrieben sind. Anhand von Beispielen werden einige Funktionen beschrieben und angewendet. Eine vollständige Beschreibung der Funktionen befindet sich einmal im PostGIS Manual und im oben erwähnten OpenGIS-Dokument.

Geometrien

Es sind drei verschiedene Basis-Geometrietypen definiert: POINT (Punkt), LINESTRING (Linienzug) und POLYGON (Fläche). Von diesen Basistypen sind vier weitere Geometrietypen abgeleitet: MULTIPOINT, MULTILINESTRING, MULTIPOLYGON und GEOMETRYCOLLECTION.

Geometrietypen (Quelle: JUMP, Technical Report)

Innerhalb einer Datenbanktabelle (Relation) können die Geometrien entweder im Textformat vorliegen (Well-known Text, WKT) oder im binären Format (Well-known Binary, [[WKB]]). Der Vorteil des WKT Formats liegt darin, dass mit einem einfachen Editor SQL-Statements erstellt werden können, um Geometrien zu erzeugen.

Beispiel:

Ein Punkt (Point) wird im WKT Format wie folgt in einer Tabelle gespeichert:

'POINT ( 122.123 376.985 )'
Geometrietypen im WKT-Format (Quelle: OpenGIS Simple Features Specification for SQL)

Neben den Koordinaten muss auch das räumliche Bezugssystem (Spatial Referencing System, SRS) angegeben werden. In der Tabelle spatial_ref_sys sind Informationen über verschiedene räumliche Bezugssysteme gespeichert, die über einen Schlüssel angesprochen werden. Dieser Schlüssel wird Spatial Reference System Identifier (SRID) genannt. Z.B. haben wir für eine Gauß-Krüger Projektion im 3. Streifen einen SRID von 31467.

Tabelle mit Geometriespalte erstellen

Eine Tabelle kann Sachdaten und Geometriedaten enthalten. Die Tabellenspalten für die Sachdaten werden mit einer normalen SQL CREATE-Anweisung festgelegt. Die Spalte für die Geometriedaten muss mit der PostGIS-Funktion (OpenGIS) AddGeometryColumn ( ) erzeugt werden, wobei es nur eine Geometriespalte pro Tabelle geben kann. Es sind also zwei Schritte notwendig, um eine Tabelle mit einer Geometriespalte zu erzeugen:

<code=mysql>

CREATE TABLE ...
SELECT AddGeometryColumn ( ... )

</code=mysql>

AddGeometryColumn ( )

Die Funktion AddGeometryColumn ( ) kann mit verschiedenen Parametern aufgerufen werden:

AddGeometryColumn ( Schemaname, Tabellenname, Spaltenname, SRID, Geometrietyp, Dimension )

oder wenn die Tabelle im Standardschema (public) erstellt werden soll:

AddGeometryColumn ( Tabellenname, Spaltenname, SRID, Geometrietyp, Dimension )
Parameter Typ Beschreibung
Schemaname VARCHAR    Das Schema, unter der die Tabelle erstellt werden soll
Tabellenname    VARCHAR Name der Tabelle
Spaltenname VARCHAR Name der Geometriespalte
SRID INTEGER Spatial Reference System Identifier, z.B. 31467 für Gauß-Krüger oder -1 wenn nicht gesetzt.
Geometrietyp VARCHAR z.B. 'POINT', 'LINESTRING', 'POLYGON'
Dimension INTEGER Dimension der Punkte (2 oder 3)

Beispiel POINT

Es soll eine Tabelle mit Bäumen erstellt werden. Die Bäume sollen als Punkt (POINT) mit einem Primärschlüssel und dem Namen gespeichert werden. Zuerst erstellen wir eine Tabelle mit der SQL-Anweisung CREATE:

<code=mysql>

CREATE TABLE baeume ( ps INTEGER, name VARCHAR );

</code=mysql>

Dann erzeugen wir die Geometriespalte mit der SELECT-Anweisung und der Funktion AddGeometryColumn ( ):

<code=mysql>

SELECT AddGeometryColumn ( 'baeume', 'geom', -1, 'POINT', 2 );

</code=mysql>

Beispiel LINESTRING:

Es soll eine Tabelle mit Straßen und Straßennamen erstellt werden. Die Straßen sollen als LINESTRING gespeichert werden.

<code=mysql>

CREATE TABLE strassen ( ps INTEGER, name VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'strassen', 'geom', -1, 'LINESTRING', 2 );

</code=mysql>

Beispiel POLYGON

Es soll eine Tabelle mit Grundstücken und Eigentümern erstellt werden. Die Grundstücke werden als POLYGON gespeichert.

<code=mysql>

CREATE TABLE grundstuecke ( ps INTEGER, eigentuemer VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'grundstuecke', 'geom', -1, 'POLYGON', 2 );

</code=mysql>

Geometriedaten in Tabelle einfügen

Nachdem die Tabelle mit

<code=mysql>

CREATE TABLE baeume ( ps INTEGER, name VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'baeume', 'geom', -1, 'POINT', 2 );

</code=mysql>

oder

<code=mysql>

CREATE TABLE strassen ( ps INTEGER, name VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'strassen', 'geom', -1, 'LINESTRING', 2 );

</code=mysql>

oder

<code=mysql>

CREATE TABLE grundstuecke ( ps INTEGER, eigentuemer VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'grundstuecke', 'geom', -1, 'POLYGON', 2 );

</code=mysql>

erstellt wurde (siehe Kapitel 2.2.1), sollen Daten in die Tabelle geschrieben werden. Die Geometriedaten sollen im WKT-Format gespeichert werden. Dazu benötigen wir die Funktion GeometryFromText ( ).

GeometryFromText ( )

Die Funktion GeometryFromText ( ) erzeugt ein Objekt vom Typ Geometry. Die Geometriedaten werden im WKT-Format übergeben.

GeometryFromText ( text, SRID )
Parameter Typ Beschreibung
text VARCHAR Geometrie im WKT-Format, z.B. 'POINT ( 10 20 )'
SRID INTEGER Spatial Reference System Identifier, z.B. 31467 für Gauß-Krüger oder -1 wenn nicht gesetzt.

Beispiel POINT

In die Tabelle baeume (siehe Kapitel 2.3) sollen der Primärschlüssel, der Baumname und die Koordinaten des Baumes P = ( 10, 20 ) eingefügt werden.

<code=mysql>

INSERT INTO baeume VALUES ( 1234, 'Eiche', GeometryFromText ( 'POINT ( 10 20 )', -1 ) );

</code=mysql>

Hinweis:

  • Die Koordinaten eines Punktes sind durch ein Leerzeichen getrennt!

Beispiel LINESTRING

In die Tabelle strassen (siehe Kapitel 2.3) sollen der Primärschlüssel, der Straßenname und die Koordinaten der Straßenachse P1 = ( 30, 35 ); P2 = ( 45, 57 ); P3 = ( 60, 83 ) eingefügt werden.

<code=mysql>

INSERT INTO strassenVALUES ( 4567, 'Hofweg', GeometryFromText ( 'LINESTRING ( 30 35, 45 57, 60 83 )', -1 ) );

</code=mysql>

Hinweis:'

  • Die Koordinaten eines Punktes sind durch ein Leerzeichen getrennt!
  • Die Punkte sind durch Komma getrennt.

Beispiel POLYGON

In die Tabelle grundstuecke (siehe Kapitel 2.3) sollen der Primärschlüssel, der Eigentümer und die Koordinaten des Grundstücks P1 = ( 75, 20 ); P2 = ( 80, 30 ); P3 = ( 90, 22 ) P4 = ( 85, 10 ); P5 = P1 = ( 75, 20 ) eingefügt werden.

<code=mysql>

INSERT INTO grundstueckeVALUES ( 10, 'Mayer', GeometryFromText ( 'POLYGON ( ( 75 20, 80 30, 90 22, 85 10, 75 20 ) )', -1 ) );

</code=mysql>

Hinweis:'

  • Die Koordinaten eines Punktes sind durch ein Leerzeichen getrennt!
  • Die Punkte sind durch Komma getrennt.
  • Die Koordinaten des Polygons stehen in zwei öffnenden und zwei schließenden Klammern.

Tabelle mit Geometriespalte löschen

Durch die Funktion AddGeometryColumn ( ) wird eine Datenzeile in die Tabelle geometry_columns geschrieben, die Informationen für PostGIS über die neu angelegte Tabelle enthält. Würde man diese neu angelegte Tabelle mit der SQL-Anweisung DROP TABLE tabellenname löschen, würde die Systemtabelle geometry_columns nicht aktualisiert werden. Die entsprechende Datenzeile würde nicht gelöscht werden! Eine Tabelle mit einer Geometriespalte muss daher mit der Funktion DropGeometryTable ( ) gelöscht werden.

DropGeometryTable ( )

Die Funktion DropGeometryTable ( ) löscht eine Tabelle mit Geometriespalte und den entsprechenden Eintrag in der Systemtabelle geometry_columns.

DropGeometryTable ( Schemaname, Tabellenname )

oder

DropGeometryTable ( Tabellenname )
Parameter Typ Beschreibung
Schemaname VARCHAR Schemaname unter der sich die Tabelle befindet
Tabellenname VARCHAR Zu löschende Tabelle

Beispiel:

Die Tabelle baeume soll gelöscht werden:

<code=mysql>

SELECT DropGeometryTable ( 'baeume' );

</code=mysql>

OpenJUMP

Darstellung von Tabellen

Nachdem die Tabelle baeume mit folgenden Anweisungen erstellt und mit Daten gefüllt wurde (drei Bäume),

<code=mysql>

CREATE TABLE baeume ( ps INTEGER, name VARCHAR );
SELECT AddGeometryColumn ( 'baeume', 'geom', -1, 'POINT', 2 );
INSERT INTO baeume VALUES ( 1234, 'Eiche', GeometryFromText ( 'POINT ( 10 20 )', -1 ) );
INSERT INTO baeume VALUES ( 2234, 'Buche', GeometryFromText ( 'POINT ( 40 30 )', -1 ) );
INSERT INTO baeume VALUES ( 3234, 'Linde', GeometryFromText ( 'POINT ( 20 40 )', -1 ) );

</code=mysql>

soll die Tabelle in OpenJUMP dargestellt werden.

Eine ausführliche Beschreibung zur Konfiguration von OpenJUMP und PostGIS finden Sie im OpenJUMP Tutorial (Grundlagen) Kapitel 10. Mit File>Load Dataset(s)... erscheint ein Fenster, in dem unter Format: PostGIS Table ausgewählt werden muss, um die Maske zur Eingabe der Datenbankserverdaten zu erhalten.

Die Tabelle baeume aus der Datenbank db_s1234567 soll geladen werden
Die Tabelle baeume aus der Datenbank db_s1234567 soll geladen werden

In OpenJUMP wird für jede Tabelle ein neuer Layer mit dem Namen der Tabelle erstellt, d.h. auf dem Layer baeume finden wir unsere drei Bäume wieder. Mit RechtsKlick auf den Layernamen und View/Edit Attributes werden die Attribute der Tabelle baeume angezeigt.

Attribute und Geometrien der Tabelle baeume

Erfassung von Daten

Geometrien und Sachdaten, die in OpenJUMP erfasst wurden, können in PostGIS-Tabellen gespeichert werden. Hierbei wird jeder Layer in einer eigenen Tabelle gespeichert. Eine ausführliche Beschreibung zur Konfiguration von OpenJUMP und PostGIS finden Sie im OpenJUMP Tutorial (Grundlagen) Kapitel 10.

Um einen Layer in einer PostGIS-Tabelle speichern zu können, muss jeder Geometrie ein eindeutiger Schlüssel, z.B. der Primärschlüssel, zugeordnet werden. Mit Rechtsklick auf den Layernamen und View/Edit Schema wird das Schema für die PostGIS-Tabelle erstellt (siehe OpenJUMP Tutorial, Kapitel 6). Das Schema muss mindestens aus einem eindeutigen Schlüssel bestehen. Mit View/Edit Attributes werden die entsprechenden Sachdaten erfasst (siehe OpenJUMP Tutorial, Kapitel 7).

Datei:PostGIS Tutorial Schema mit Primärschlüssel (ps) des Layers Gebaeude.jpg
Schema mit Primärschlüssel (ps) des Layers Gebaeude

Vor dem Sichern der Tabelle muss der Spatial Reference System Identifier (SRID) (siehe Kapitel 2.2.1) für den zu sichernden Layer gesetzt werden. Mit Rechtsklick Layername>Change SRID wird der Wert gesetzt.

Change SRID

Mit File>Save dataset as... wird der markierte Layer in einer PostGIS-Tabelle gesichert. Hinter Unique Column: steht der Spaltenname des Primärschlüssels (hier ps). Der zu sichernde Layername wird hinter Table: eingegeben (hier gebaeude).

Layer gebaeude in einer PostGIS-Tabelle sichern
Layer gebaeude in einer PostGIS-Tabelle sichern
Tabelle gebaeude in der Datenbank db_s1234567

Sichten (Views)

Grundlagen

In den bisherigen Beispielen wurden alle Datensätze einer Tabelle in OpenJUMP dargestellt. Es wurden z.B. alle Bäume der Tabelle baeume oder alle Gebäude der Tabelle gebaeude auf jeweils einem Layer dargestellt. Für eine sinnvolle Analyse ist das nicht ausreichend! Man möchte z.B. nur die Eichen sehen oder nur die Gebäude, die Herrn oder Frau Mayer gehören. Vielleicht möchte man auch alle Eichen sehen, die auf dem Grundstück von Frau Schulze stehen. In diesem Fall benötigt man Daten aus zwei oder mehreren Tabellen. Es soll also nur eine bedingte Sicht (View) auf die Tabellen dargestellt werden! Mit der SQL-Anweisung CREATE VIEW ... werden solche Sichten erstellt. Das Beispiel bezieht sich auf die Tabelle baeume (siehe Kapitel 3.1).

Beispiel:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_baeume ( Baumnamen ) AS
SELECT name, geom FROM baeume
WHERE name = 'Eiche';

</code=mysql>

v_baeume = Name der Sicht; das Präfix v_ dient nur zur besseren Unterscheidung.
( Baumname ) = Spaltenname der ersten Spalte in der Sicht.
  Hier können mehrere Namen durch Komma  getrennt stehen.
name = Spaltenname aus der Tabelle baeume
geom = Spaltenname der Geometriespalte der Tabelle baeume

In diesem Beispiel wird eine Sicht mit dem Namen v_baeume auf die Tabelle baeume erstellt, wo nur die Eichen von Interesse sind. Um die Tabelle in OpenJUMP darstellen zu können, darf natürlich die Geometriespalte (hier geom) hinter der SELECT-Anweisung der Sicht nicht fehlen. Die Sicht v_baeume kann man mit der SELECT-Anweisung anzeigen:

<code=mysql>

SELECT * FROM v_baeume;

</code=mysql>

Ergebnis der SELECT-Anfrage auf die Sicht v_baeume

Es wird nur ein Datensatz (Tupel) angezeigt, weil die Tabelle baeume nur eine Eiche enthält!

Sichten in pgAdmin III

In pgAdmin III tauchen die Sichten (Views) nicht unter Tables, sondern unter Views auf:

Die Sicht v_baeume unter der Ebene Views

Sichten in OpenJUMP darstellen

Sichten mit einer Geometriespalte können in OpenJUMP nur dargestellt, aber nicht erzeugt werden. Zur Darstellung muss nur in der Eingabemaske Load Dataset(s) anstelle des Tabellennamens der Name der Sicht eingegeben werden. In unserem Beispiel sehen wir dann nur eine einsame Eiche!

Einsame Eiche der Sicht v_baeume
Einsame Eiche der Sicht v_baeume

Verbund von Tabellen (Join)

Bisher wurden die Sachdaten und Geometrien in einem Datensatz (Tupel) zusammengefasst. Zu jeder Geometrie eines Gebäudes oder Grundstücks wurde z.B. der Eigentümer gespeichert. Besitzt ein Eigentümer mehrere Häuser oder Grundstücke, taucht der Name und die Adresse des Eigentümers mehrfach in unserer Tabelle auf. Die Eigentümerdaten sind redundant! Ändert sich z.B. die Adresse eines Eigentümers der mehrere Grundstücke besitzt, müssen alle Datensätze des Eigentümers geändert werden, was zu Fehlern führen kann. Wird ein Datensatz übersehen, ist die Tabelle inkonsistent.

Sinnvoller wäre es, die Eigentümerdaten in einer Tabelle abzulegen und die Geometrien in einer zweiten Tabelle.

Datei:PostGIS Tutorial Eigentümertabelle ohne Geometrien (eigentuemer nor).jpg
Eigentümertabelle ohne Geometrien (eigentuemer_nor)
Datei:PostGIS Tutorial Grundstückstabelle ohne direkte Eigentümer (grund fs nor).jpg
Grundstückstabelle ohne direkte Eigentümer (grund_fs_nor)

Die Verknüpfung der beiden Tabellen erfolgt über Primär- (ps) und Fremdschlüssel (fs). Die Tabelle mit den Geometrien enthält als Fremdschlüssel den Primärschlüssel der Eigentümertabelle. Die Firma GlobalPlayer (ps = 30 der Eigentümertabelle) besitzt demnach 2 Grundstücke ( ps = 100 und 300 der Grundstückstabelle)! Sollen alle Grundstücke und die dazugehörigen Eigentümer aufgelistet werden, müssen beide Tabellen verbunden werden (join):

<code=mysql>

SELECT e.name, e.ort, g.geom
FROM eigentuemer_nor AS e, grund_fs_nor AS g
WHERE e.ps = g.fs;

</code=mysql>

Ergebnis der SELECT-Anfrage

Sollen diese Grundstücke in OpenJUMP dargestellt werden, muss eine Sicht (View; siehe Kapitel 4) erstellt werden:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_eigen_fs_nor ( name, ort, telef, geom ) AS
SELECT e.name, e.ort, e.telef, g.geom
FROM eigentuemer_nor AS e, grund_fs_nor AS g
WHERE e.ps = g.fs;

</code=mysql>

Sollen nur die Grundstücke der Firma GlobalPlayer dargestellt werden, muss noch eine Bedingung an die SELECT-Anweisung angehängt werden (AND e.name = 'GlobalPlayer'):

<code=mysql>

CREATE VIEW v_eigen_glob__fs_nor ( name, ort, telef, geom ) AS
SELECT e.name, e.ort, e.telef, g.geom
FROM eigentuemer_nor AS e, grund_fs_nor AS g
WHERE e.ps = g.fs AND e.name = 'GlobalPlayer';

</code=mysql>

Analysefunktionen

Allgemeines

Die Geometrien für die folgenden Beispiele wurden mit Hilfe von OpenJUMP erstellt. Hierzu wurde eine DGK5 von Norderstedt als Digitalisierungsvorlage verwendet. Diese Karte wird von einem WMS-Server mit der URL http://gis.rzcn.haw-hamburg.de/cgi-bin/mapserv.exe?map=/mapserver/wms/htdocs/norderstedt.map zur Verfügung gestellt.

Rasterkarte als Digitalisierungsvorlage

Längenberechnung Length ( )

Die Funktion Length ( ) berechnet die Länge eines Linienzuges (LineString).

Length ( Linestring ) : Double Precision
Parameter Typ Beschreibung
Linestring GEOMETRY Linienzug

Beispiel : Gegeben: Tabelle strassen_nor mit vier Straßen:

Tabelle strassen_nor

Gesucht:

  • Die Straßenlänge jeder Straße.
  • Die Gesamtlänge aller Straßen.
  • View mit Straßennamen, Längen und Geometrien (siehe auch Kapitel 4).

Lösung 1:

<code=mysql>

SELECT name, Length ( geom ) AS laenge FROM strassen_nor;

</code=mysql>

Lösung 2:

<code=mysql>

SELECT Sum ( Length ( geom ) ) AS gesamtlaenge FROM strassen_nor;

</code=mysql>

Lösung 3:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_strassen_nor_laenge ( Name, Laenge) AS
SELECT name, Length ( geom ), geom FROM strassen_nor;

</code=mysql>

View v_strassen_nor_laenge in OpenJUMP

Abstand Distance ( )

Die Funktion Distance ( ) berechnet den Abstand zwischen zwei Geometrien.

Distance ( geom1, geom2 ) : Double Precision
Parameter Typ Beschreibung
geom1 GEOMETRY erste Geometrie
geom2 GEOMETRY zweite Geometrie

Beispiel: Von der Schule Lütjenmoor sollen die Entfernungen zu den Haltestellen ermittelt werden.

Gegeben: Die Tabelle schulen_nor mit den Schulen und die Tabelle haltestellen_nor mit den Haltestellen.

Tabelle schulen_nor
Tabelle haltestellen_nor

Gesucht: Die Entfernungen der Haltestellen zur Schule Lütjenmoor. Lösung:

<code=mysql>

SELECT s.name, h.linie, Distance ( s.geom, h.geom ) AS entfernung
FROM schulen_nor AS s, haltestellen_nor AS h
WHERE s.name = 'Lütjenmoor'
ORDER BY entfernung;

</code=mysql>

Flächenberechnung Area ( )

Die Funktion Area ( ) berechnet den Flächeninhalt eines POLYGONS.

Area ( Polygon ) : Double Precision
Parameter Typ Beschreibung
Polygon GEOMETRY Geschlossenes Polygon

Beispiel:

Gegeben: Tabelle grundstuecke_nor mit vier Grundstücken:

Tabelle grundstuecke_nor

Gesucht:

  • Die Fläche jedes Grundstücks.
  • Die Gesamtfläche der Grundstücke der Familie Mayer.
  • View mit Eigentümer, Flächen und Geometrien der Familie Mayer.

Lösung 1:

SELECT eigentuemer, Area ( geom ) AS flaeche FROM grundstuecke_nor;

Lösung 2:

<code=mysql>

SELECT eigentuemer, Sum ( Area ( geom ) ) AS gesamtflaeche
FROM grundstuecke_nor
WHERE eigentuemer = 'Mayer'
GROUP BY eigentuemer;

</code=mysql>

Datei:PostGIS Tutorial Die Gesamtfläche der Grundstücke der Familie Mayer.jpg
Die Gesamtfläche der Grundstücke der Familie Mayer

Lösung 3:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_mayer ( eigentuemer, flaechen ) AS
SELECT eigentuemer, Area ( geom ), geom
FROM grundstuecke_nor
WHERE eigentuemer = 'Mayer';

</code=mysql>

SELECT * FROM v_mayer;
View v_mayer in OpenJUMP

Distanzbereich Buffer ( )

Die Funktion Buffer ( ) erzeugt ein POLYGON mit einem Abstand zu einer gegebenen Geometrie.

Buffer ( Geometrie, Abstand [, AnzSeg ] ) : POLYGON
Parameter Typ Beschreibung
Geometrie GEOMETRY POINT, LINESTRING oder POLYGON
Abstand Double Precision Abstand zur gegebenen Geometrie
AnzSeg Integer Anzahl der Segmente des berechneten Polygons

Beispiel POINT:

Gegeben:

Tabelle baeume_nor mit Bäumen und Kronendurchmesser:
Tabelle baeume_nor

Gesucht: View mit Geometrien der Bäume in Abhängigkeit des Kronendurchmessers. Lösung:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_buffer_baeume_nor ( name, krone ) AS
SELECT name, krone, SetSRID ( Buffer ( geom, krone / 2. ), 31467 )
FROM baeume_nor;

</code=mysql>

Hinweis:'

  • An die Funktion Buffer ( ) wird die Geometrie der Bäume (hier POINT) und der Kronendurchmesser übergeben. Die von Buffer ( ) erzeugte Geometrie wird ein kreisförmiges Polygon mit dem Radius krone / 2. sein.
  • Die Funktion Buffer ( ) wird innerhalb der Funktion SetSRID ( ) aufgerufen. Die Funktion SetSRID ( ) weist der von Buffer ( ) erzeugten Geometrie den SRID von 31467 zu (siehe auch Kapitel 2.1),

In OpenJUMP können dann die Bäume in Abhängigkeit des Kronendurchmessers dargestellt werde.

Datei:PostGIS Tutorial Buffer um die Bäume in Abhängigkeit des Kronendurchmessers.jpg
Buffer um die Bäume in Abhängigkeit des Kronendurchmessers

Beispiel LINESTRING:

Gegeben:

Tabelle strassen_nor
Tabelle strassen_nor

Gesucht: View mit Geometrie der Straße Kohfurth, die auf 20 m verbreitert werden soll.

Lösung:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_kohfurth AS
SELECT name, SetSRID ( Buffer ( geom, 20. ), 31467 ) AS geom
FROM strassen_nor
WHERE name = 'Kohfurth';

</code=mysql>

Schnittmenge Intersection ( )

Die Funktion Intersection ( ) berechnet die Schnittmenge zweier Geometrien. Das Ergebnis ist entweder eine neue oder eine leere (EMPTY) Geometrie. Mit der Funktion IsEmpty ( geometry ) kann geprüft werden, ob die Geometrie leer ist.

Intersection ( geom1, geom2 ) : GEOMETRY oder EMPTY
Parameter Typ Beschreibung
geom1 GEOMETRY erste Geometrie
geom2 GEOMETRY zweite Geometrie

Beispiel:

Die Straße Berliner Allee soll verbreitert werden. Gesucht sind alle Grundstücke, die von der Verbreiterung betroffen sind.

Gegeben:

Eine Tabelle mit dem Polygon der verbreiterten Straße (b_BerlinerAllee; Buffer der Straße) und eine Tabelle mit den Geometrien der Grundstücke (grundstuecke_nor).

Gesucht: Die Schnittmenge des Polygons mit den Grundstücken.

Datei:PostGIS Tutorial Schnittmenge zwischen verbreiterter Berliner Allee und betroffenen Grundstücken wird gesucht.jpg
Schnittmenge zwischen verbreiterter Berliner Allee und betroffenen Grundstücken wird gesucht

Lösung:

Die Tabelle grundstuecke_nor enthält 4 Grundstücke mit den entsprechenden Geometrien. Die Tabelle b_BerlinerAllee enthält die Buffer-Geometrie. Wird eine SELECT-Anfrage über beide Tabellen ausgeführt (join), erhält man das Kreuzprodukt aus der Zeilenanzahl beider Tabellen, also 4 Ergebnisse. Zwei Geometrien müssen leer (EMPTY) sein, weil zwei Grundstücke nicht in der Schnittmenge liegen!

<code=mysql>

SELECT Intersection ( g.geom, b.geom )
FROM grundstuecke_nor AS g, b_BerlinerAllee AS b;

</code=mysql>

Kreuzprodukt mit 2 leeren Geometrien

Die leeren (EMPTY) Geometrien müssen noch durch eine WHERE-Klausel und der IsEmpty ( ) PostGIS-Funktion entfernt werden.

<code=mysql>

SELECT Intersection ( g.geom, b.geom )
FROM grundstuecke_nor AS g, b_BerlinerAllee AS b
WHERE IsEmpty ( Intersection ( g.geom, b.geom ) ) = FALSE;

</code=mysql>

Die gesuchte Schnittmenge

Sollen noch die Eigentümer angezeigt und der SRID verändert werden, so sieht die SQL-Anweisung wie folgt aus:

<code=mysql>

SELECT g.eigentuemer, SetSRID ( Intersection ( g.geom, b.geom ), 31467 ) AS geom
FROM grundstuecke_nor AS g, b_BerlinerAllee AS b
WHERE IsEmpty ( Intersection ( g.geom, b.geom ) ) = FALSE;

</code=mysql>

Zur Darstellung in OpenJUMP erzeugen wir eine Sicht:

<code=mysql>

CREATE VIEW v_intersection ( name, geom ) AS
SELECT g.eigentuemer, SetSRID ( Intersection ( g.geom, b.geom ), 31467 ) AS geom
FROM grundstuecke_nor AS g, b_BerlinerAllee AS b
WHERE IsEmpty ( Intersection ( g.geom, b.geom ) ) = FALSE;

</code=mysql>

Schulze und Mayer sind betroffen

Konvexe Hülle ConvexHull ( )

Die Funktion ConvexHull ( ) berechnet eine konvexe Hülle um eine oder mehrere Geometrien. Eine konvexe Hülle um eine Punktmenge ist das kürzeste Polygon, das diese Punktmenge umschließt. Spannt man z.B. ein Gummiband um die Punktmenge, so erhält man eine konvexe Hülle. Zur Veranschaulichung legen wir eine konvexe Hülle (rotes Polygon), um Geometrien vom Typ POINT:

ConvexHull ( geom ) : POLYGON
Parameter Typ Beschreibung
geom GEOMETRY Geometrie, um die eine konvexe Hülle gelegt werdensoll.

Hinweis:'

Soll eine konvexe Hülle um eine Menge von Punkten (POINT) gelegt werden, müssen die Punkte mit der Funktion GeomUnion ( geometry set ) zu einer Geometrie zusammengefasst werden.

Beispiel:

Bei einem kleinen Wäldchen in Norderstedt sind nur die Bäume in einer Tabelle erfasst. Das Wäldchen soll eingezäunt werden. Gesucht ist der kürzeste Zaun und die eingezäunte Fläche.

Gegeben:

Eine Tabelle (waldgebiet1_nor) mit den Geometrien der Bäume.

Gesucht: Konvexe Hülle um die Bäume.

Lösung: Die Punkte der Tabelle waldgebiet1_nor müssen erst mit der Funktion GeomUnion ( geometry set ) zu einer Geometrie zusammengefasst werden. Danach kann die konvexe Hülle berechnet werden. Dies kann alles in einer SQL-Anweisung geschehen.

<code=mysql>

SELECT ConvexHull ( GeomUnion ( geom ) ) FROM waldgebiet1_nor;

</code=mysql>

Soll die Fläche berechnet werden, muss nur die Funktion Area ( ) aufgerufen werden:

<code=mysql>

SELECT Area ( ConvexHull ( GeomUnion ( geom ) ) ) AS flaeche FROM waldgebiet1_nor;

</code=mysql>

Zur Darstellung in OpenJUMP berechnet man die konvexe Hülle mit den Punkten aus der Tabelle waldgebiet1_nor und erzeugt daraus eine Sicht (View).

<code=mysql>

CREATE VIEW v_waldconvex ( geom ) AS
SELECT ConvexHull ( GeomUnion ( geom ) ) FROM waldgebiet1_nor;

</code=mysql>

Leider kann man aus der konvexen Hülle (POLYGON) nicht direkt die Länge des Polygons mit der Funktion Length ( ) berechnen, sondern muss zuerst einen Linienzug (LINESTRING) aus dem POLYGON machen. Dazu dient unter anderem die Funktion Boundary ( ). Da die Funktion Boundary ( ) ein MULTIPOLYGON als Argument benötigt, muss die Funktion multi ( ) benutzt werden. Auf die Funktion Boundary ( ) und multi ( ) wird im Moment nicht näher eingegangen.

Die Zaunlänge um das Wäldchen kann also folgendermaßen ermittelt werden:

<code=mysql>

SELECT Length ( Boundary ( multi ( geom ) ) ) AS Zaunlaenge FROM v_waldconvex;

</code=mysql>

Contains ( ) und Within ( )

  • Die Funktion Contains ( ) prüft, ob die erste Geometrie geom1 die zweite Geometrie geom2 enthält.
  • Die Funktion Within ( ) prüft, ob die zweite Geometrie geom2 die erste Geometrie geom1 enthält.

Als Ergebnis wird ein Wert vom Typ BOOLEAN zurückgegeben (TRUE, FALSE);

Contains ( geom1, geom2 ) : Boolean oder Within ( geom1, geom2 ) : Boolean
Parameter Typ Beschreibung
geom1 GEOMETRY erste Geometrie
geom2 GEOMETRY zweite Geometrie

Beispiel:

Gesucht sind alle Bäume, die auf privaten Grundstücken stehen.

Gegeben:

Die Tabelle grundstuecke_nor mit den Geometrien und Eigentümern der privaten Grundstücke und die Tabelle baeume_nor mit den Geometrien und Attributen der Bäume.
Datei:PostGIS Tutorial Sieben von neun Bäumen stehen auf den privaten Grundstücken.jpg
Sieben von neun Bäumen stehen auf den privaten Grundstücken

Gesucht: Alle Bäume, die auf den Grundstücken stehen.

Lösung mit Contains ( ):

<code=mysql>

SELECT gr.eigentuemer, b.name
FROM grundstuecke_nor AS gr, baeume_nor AS b
WHERE Contains ( gr.geom, b.geom ) = TRUE;

</code=mysql>

Hier wird geprüft, ob die Geometrien der Grundstücke die Geometrien der Bäume enthalten.

Datei:PostGIS Tutorial Sieben Bäume stehen auf den privaten Grundstücken.jpg
Sieben Bäume stehen auf den privaten Grundstücken

Lösung mit Within ( ):

<code=mysql>

SELECT gr.eigentuemer, b.name
FROM grundstuecke_nor AS gr, baeume_nor AS b
WHERE Within ( b.geom, gr.geom ) = TRUE;

</code=mysql>

Hier wird geprüft, ob die Geometrien der Bäume in den Geometrien der Grundstücke enthalten sind.

Hinweis:'

Es muss darauf geachtet werden, ob die Prüfung sinnvoll ist. Punktgeometrien können z.B. niemals Polygone enthalten. Die WHERE-Bedingung wäre immer FALSE!

Glossar

CRS: Coordiante Reference System

EPSG: European Petroleum Survey Group; heute OGP (Oil & Gas Producers) Surveying & Positioning Committee. ">www.epsg.org

Das Oil & Gas Producers Surveying and Positioning Committee pflegt und veröffentlicht Parameter und Beschreibungen für Koordinatenreferenzsysteme. Diese Parameter werden unter einer Kennung zusammengefasst, dem Spatial Reference System Identifier (SRID). Diese Kennungen werden z.B. in OGC konformen Diensten (z.B. WMS) und in PostGIS verwendet und ausgewertet. (Siehe auch OGC: „Coordinate Transformation Services“).

Beispiel:EPSG: 4326 = Geografische Koordinaten im WGS84 Bezugssystem EPSG: 31466 = Gauß-Krüger, 2. Streifen EPSG: 31467 = Gauß-Krüger, 3. Streifen EPSG: 31468 = Gauß-Krüger, 4. Streifen Die entsprechenden Dateien mit den Datensätzen (EPSG geodetic parameter dataset) können von der Seite http://www.epsg.org/ geladen werden.

Feature (Objekt):

  • Features sind abstrahierte Objekte der realen Welt. Zum Beispiel werden Straßen als Linienzüge, Gebäude als Flächen oder Bäume als Punkte abstrahiert und dargestellt.

In OpenJUMP hat jedes Feature ein räumliches Attribut (Geometrie) und keins oder mehrere nicht-räumliche Attribute (non-spatial attributs, Fachdaten, Sachdaten) z.B. Straßenname, Eigentümer, Baumhöhe.

  • Eine Gruppe von räumlichen Elementen, die zusammen eine Einheit der realen Welt repräsentieren. Oft synonym verwendet mit dem Ausdruck Objekt. Kann auch zu komplexen Features (Objekten), bestehend aus mehr als einer Gruppe von räumlichen Elementen, zusammengesetzt werden.

(Lexikon der Geoinformatik, 2001)

  • A geographic feature is „an abstraction of a real world phenomeon ... associated with a location relative to Earth“. A feature has spatial attributes (polygons, points, etc.) and non-spatial attributes (strings, dates, numbers). (JUMP Workbench User's Guide, 2004)

GeometryCollection: Zusammenfassung von mehreren Features auf einem Layer zu einem Feature.

GNU General Public License: Lizenzierung freier Software; http://www.fsf.org/licensing/licenses/gpl.html

JUMP: Unified Mapping Platform; Geografisches Informationssystem; http://www.jump-project.org/

Mapserver: Entwicklungsumgebung für die Erstellung von Internet-Anwendungen mit dynamischen Karteninhalten; http://mapserver.gis.umn.edu/

OGC: Open Geospatial Consortium; http://www.opengeospatial.org/ Internationales Normierungsgremium für Standards und Schnittstellen von GIS und Location Based Services (LBS) Anwendungen. Vereinigung von Firmen und Forschungseinrichtungen.

OGP: Oil & Gas Producer; http://www.ogp.org.uk/

OGP Surveying and Positioning Committee: ehemalig EPSG, http://www.epsg.org/

OpenGIS: siehe OGC; http://www.opengeospatial.org/

OpenJUMP: Geografisches Informationssystem; Erweiterung von JUMP; http://openjump.org/wiki/show/HomePage

Open Source: Quelloffenheit; http://de.wikipedia.org/wiki/Open_source

PostGIS: Erweiterung von PostgreSQL um geografische Objekte; http://postgis.refractions.net/

PostgreSQL: Objektrelationales Datenbankmanagementsystem; http://www.postgresql.org/

Refractions Research: Kanadische Firma, die JUMP mitentwickelt hat; http://www.refractions.net/

Spatial attributes: Räumliche Attribute (Punkt, Linie, Fläche).

Spatial information: Geoinformation, Rauminformation

SRID: Spatial Reference System Identifier; Kennung für Räumliches Bezugssystem

SRS: Spatial Reference System: Räumliches Bezugssystem

SVG: Scaleable Vector Graphics; vom W3C empfohlenes Grafikformat; http://www.w3.org/Graphics/SVG/ Vertex, vertices: Knoten, Eckpunkt.

Vivid Solutions: Kanadische Firma, die JUMP mitentwickelt hat; http://www.vividsolutions.com/

W3C: World Wide Web Consortium; http://www.w3.org/

Well-Known Binary (WKB): Binäre Repräsentationen für Geometrien, die in dem OpenGIS Dokument„OpenGIS Simple Features Specification For SQL“ definiert sind.

Well-Known Text (WKT): Textliche Darstellung von Geometrien, die in dem OpenGIS Dokument„OpenGIS Simple Features Specification For SQL“ definiert sind. Ein Punkt (Point) wird z.B. als 'POINT (10 15)' dargestellt.

Geometrietypen im WKT-Format (Quelle: OpenGIS Simple Features Specification for SQL)

WKB: siehe Well-Known Binary

WKT: siehe Well-Known Text

WMS: Web Map Service; Internet-Dienst, der auf standardisierte Anfragen standardisierte Daten zur Kartenbild-Darstellung liefert. Dieser Dienst ist als OGC Standard definiert.

Literaturverzeichnis

Aquino, J., Davis M. (2004): JUMP Workbench User's Guide, Vivid Solutions

Aquino, J., Kim D. (2003): JUMP Developer's Guide, Vivid Solutions

Bill, R. (1999): Grundlagen der Geo-Informationssysteme, Band 1, Wichmann Verlag

Bill, R. (1999): Grundlagen der Geo-Informationssysteme, Band 2, Wichmann Verlag

Bill R., Zehner M. L. (2001): Lexikon der Geoinformatik, Wichmann Verlag

Eisentraut, P. (2003): PostgreSQL Das Offizielle Handbuch, mitp-Verlag Bonn

Gemeinschaftsprojekt von CCGIS und terrestris: Praxishandbuch WebGIS mit Freier Software http://www.terrestris.de/hp/shared/downloads/Praxishandbuch_WebGIS_Freie_Software.pdf

Lake, R., Burggraf D. S.,Trninic M., Rae L. (2004): Geography Mark-Up Language (GML), John Wiley & Sons, Ltd

Lange, N. (2002): Geoinformatik in Theorie und Praxis, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York

OGC (2003): OpenGIS Geography Markup Language (GML) Implementation Specification, Open GIS Consortium

OGC (2001): OpenGIS Implementation Specification: Coordinate Transformation Services, Open GIS Consortium

OGC (1999): OpenGIS Simple Features Specification For SQL Revision 1.1, Open GIS Consortium

OGC (2004): Web Map Service (WMS), Version: 1.3, Open GIS Consortium

OGC (2005) OpenGIS Implementation Specification for Geographic information, Open GIS Consortium

  • Simple feature access – Part 1: Common architecture
  • Simple feature access – Part 2: SQL option

Refractions Research (2005): PostGIS Manual

RRZN (2004): SQL Grundlagen und Datenbankdesign, Regionales Rechenzentrum / Universität Hannover

The PostgreSQL Global Development Group (2005): PostgreSQL 8.1.0 Documentation

Linksammlung

JUMPhttp://www.jump-project.org/

Jump Pilot Projecthttp://jump-pilot.sourceforge.net/

MapServerhttp://www.umn-mapserver.de/

OGP Surveying & Positioning Committeehttp://www.epsg.org/

Open Geospatial Consortiumhttp://www.opengeospatial.org/

OpenJUMPhttp://openjump.org/wiki/show/HomePage

PIROL, Fachhochschule Osnabrückhttp://www.al.fh-osnabrueck.de/jump-download.html

PostGIShttp://postgis.refractions.net/

PostgreSQLhttp://www.postgresql.org/